Die australische Historikerin und Luther-Biographin Lyndal Roper, eine Expertin für die Geschichte der Reformation und der Frühen Neuzeit in Deutschland, hat viele Schlachtfelder des Bauernkriegs besucht. In ihrem Buch spannt sie einen weiten geographischen Bogen und beleuchtet die unterschiedlichen Strömungen während des Aufstandes. Sie beginnt mit der einfachen Frage: „Wie war es, während des Bauernkriegs zu leben?“ Mit der Betrachtung der Gedanken- und Gefühlswelt der handelnden Protagonisten erscheinen weitreichende Veränderungen oft in einem anderen Licht. So erfährt man viel über das System der mittelalterlichen Grundherrschaft mit ihren unzähligen Abgaben und Frondiensten der Bauern sowie der demütigenden Leibeigenschaft einerseits und den ausgedehnten Privilegien des Adels und der Kirchenherren andererseits. Außerdem beleuchtet sie die Rolle der Frauen in den Aufständen, die in anderen Standardwerken nicht berücksichtigt werden. Der Zuhörer erfährt hier Interessantes etwa über die Witwe des Bauernführers Jäcklein Rohrbach als eine „Art Jeanne d’Arc“ (Roper).
Interessant ist auch die gewählte Chronologie, der Roper folgt: Sie schreibt entlang der Jahreszeiten. Dies erscheint durchaus logisch, denn Wetter und notwendige Arbeiten auf den Feldern beeinflussten den Ausbruch und den Verlauf der Revolte. In Sommer aus Feuer und Blut (so der englische Originaltitel) deckt die Autorin die weitreichenden Auswirkungen dieser zum Scheitern verurteilten Massenbewegung auf, die von einer religiösen Überzeugung und den Prinzipien der protestantischen Reformation motiviert war.
Roper erklärt, wie sich 1524/1525 weit mehr als 100.000 Menschen, vorwiegend Bauern, in bewaffneten Banden versammelten, weite Gebiete in Süd- und Mitteldeutschland eroberten und Klöster und Burgen plünderten oder niederbrannten. Die Herrschenden schlugen jedoch den Aufstand nieder und schlachteten innerhalb von zwei Monaten rund 70.000 Aufständische ab.
Neben der radikalen Seite des Bauernkrieges würdigt Roper auch die große Bandbreite an neuen Ideen. So war der Aufstand gewissermaßen auch ein ökologischer Protest, getragen von der Sorge um die Schöpfung und die gerechte Verteilung der natürlichen Ressourcen wie gemeinschaftlich genutztes Land, Teiche, Flüsse oder Wälder. Die Rolle der Frauen, die weitgehend von der Bewegung ausgeschlossen waren, wird ebenfalls kurz beleuchtet. In den bäuerlichen Gemeinschaften waren patriarchalische Strukturen ebenso wirkmächtig wie in den Adelsfamilien. Mit diesen beiden Aspekten spricht Roper Themen an, die gerade heute aktuell sind.
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