Situation
Bericht einer Nonne aus Heggbach
(Übertragung nach Baumann 1876 S.277-281)
Am Abend vor dem heiligen Christtag 1524,in der heiligen Nacht, sind etliche Bauern zu Baltringen im Wirtshaus gesessen, und auch von Sulmingen waren einige dabei. Sie haben beraten, wie sie ihre Sachen beginnen sollten.

Baltringer Wirthaus
Bericht einer Nonne aus Heggbach
Am Abend vor Lichtmess 1525, an einem Mittwoch, als der Konvent gerade bei Tisch saß, erreichte uns ein Bote des Ulmer Bürgermeisters Ulrich Nidhardt. Der war in jener Kriegszeit oberster Hauptmann und einer der vier Obersten des Schwäbischen Bundes. Der Bote sagte uns nun, wir sollten in Sicherheit bringen, was wir Wichtiges und Wertvolles hätten. Er habe im Ried einen Bauernhaufen angetroffen und sie gefragt, was sie da machten. Sie hätten ihm geantwortet, sie wollten ein Tänzchen wagen, worauf er gesprochen habe: "Es sind doch gar keine Jungfrauen zur Stelle." Da hätten sie auf das Kloster gedeutet: dort seien Jungfrauen genug, mit denen wollten sie ihren Tanz haben. Darauf habe er gesagt: "Lasst Heggbach, das Kloster, in Ruhe!" Sie hätten nur gelacht. ...

Unterhändler gewonnen
a) Bericht des Johannes Keßler
Während sie nun ernstlich nach einem Sprecher fahndeten, wurde ihnen gemeldet, es sitze ein frommer, gutherziger, redlicher, erfahrener Mann im Dorfe Sulmingen, von Namen und Handwerk Ulrich Schmid genannt. Diesen wollten sie bitten, dass er als Oberster sich ihnen zur Verfügung stelle und die Führung in dem Handel übernehme. Da sind sie gen Sulmingen gezogen zu dem genannten Ulrich Schmid und erzählten ihm ihr Vorhaben. Danach haben sie ihn aufs dringlichste gebeten, er möge ihr Oberster sein; denn unter ihnen wäre keiner, der sich je irgendwie darauf verstanden hätte, mit Herren zu unterhandeln.
Als Ulrich ihre Aufforderung vernommen, hat er sich nicht sogleich gefügt und ihnen ihren Willen tun wollen, bis er nach vielem mannigfaltigen Bitten sich überwunden gab, in Anbetracht des Umstandes, dass ihr Vorhaben zum Teil nicht unbillig sei. Ehe er aber in ihr Ansuchen willigte, hat er sich ausdrücklich vorbehalten haben wollen, dass er seiner Person und Beschwernis halber keinesfalls Klage gegen seine Herren führen wolle...

Zusammenkünfte in der Fasnetzeit
b) Bericht des Johannes Keßler von St. Gallen
Joh.Keßler.Sabbata(1902) S.173 ff.Der Memminger Prediger Schappeler stammte aus St.Gallen. Ebenso wie Lotzer begaben sich nach dem Aufstand nach St.Gallen. Hier schrieb Keßler (1503-1574) seine Chronik am Abend(Sabbat).Sie beruht auf Berichten der Teilnehmer.
Als die Stunde gekommen war, da dieses Feuer sollte entzündet werden, hat es sich begeben in der Fastnacht (wie manīs heißt) ,der Zeit, zu welcher man Zusammenkünfte zu halten pflegt, dass ihrer bei sechs oder sieben Bauern in einem Dorfe bei Ulm, Baltringen genannt, zusammengekommen sind und ausführlich über die schwebenden Läufe miteinander gesprochen haben. Und wie es nun damals bei den Bauern Brauch war, sind sie von einem Dorfe zum anderen, zu den Bauern der Nachbargemeinde gezogen und haben dort in geselliger Runde miteinandergegessen und getrunken: dann sind dieselbigen Bauern im Dorfe auch mit ihnen weitergezogen ...So sind sie in Gemeinschaft alle Dienstage umhergezogen und haben täglich an Zahl zugenommen, bis sie auf gegen 400 Mann anwuchsen...
Wie sie nun miteinander versammelt waren, kamen wiederum ihre Anliegen zur Sprache; da klagte einer dem anderen , wo ihn am meisten der Schuh drückte.

Der Schwäbische Bund
Organe des Schwäbischen Bundes:

Erstes Zusammentreffen
Bericht des Johannes Keßler
Während sich nun die genannten Baltringer Bauern zusammen zu rotten begannen, schickten die Bündischen zu Ulm ehrsame Bevollmächtigte ,den Bürgermeister (von Ulm) und andere der Vornehmsten der Stadt, hinaus zu den versammelten Bauern, um Erkundigungen über die Ursachen und Absichten ihrer Zusammenrottung einzuziehen. Da hat der Bürgermeister seine Rede und sein Anliegen g anz scharf und streitbar den Bauern vorgetragen und unter anderem gesagt: "Mit euch Bauern istīs wie mit den Fröschen im Frühling. Dann kommen sie zusammen, schreien und quaken: Quak! Quak! Dann kommt der Storch und verschlingt sie. Gleicherweise schreit ihr: Wau! Wau! Dann kommen die Herren und schlagen euch tot."

Abgabenlast zu mildern.
Forderungen von Ulrich Schmid vom Kloster Heggbach
(Bericht der Heggbacher Nonne, Franz, Quellen S.140)
Am Samstag vor Valentin (12.Febr.) kamen die Vornehmsten unserer armen Leute, Ulrich Schmid und Hans Galster, Bruder der schwarzen Magdalena, Fähnrich, und baten uns, daß wir von den Gülten abließen, insbesondere, dass sie keine Hühner und Eier mehr geben bräuchten. Meine Äbtissin antwortete, das könne sie nicht tun, da sie die Macht dazu nicht habe ...

Ende zu bereiten
Ich weiß Euer Fürstlichen Gnaden nichts anderes zu melden, als dass die Bauern sich mehren ... Die Adeligen, denen die Bauern gehören, sind alte Weiber und fürchten um ihre Häuser. Keiner traut sich, etwas zu unternehmen. Ich bin der Meinung, man sollte den Hauptmann (Ulrich Schmid) suchen, ihn mit zehn Reitern fangen und einsperren...Das Vorhaben der Bauern ist, weder Rente noch Zinsen zu zahlen, auch sollen Fischwasser, Wildbret und Holz allen gemeinsam gehören, und was sie sonst noch für beschwerliche Artikel haben ...

300 Beschwerdeschriften.
Rund 30 Beschwerdeschriften sind überliefert, darunter die Baltringer Beschwerdeschrift
(Wilhelm Vogt, Die Correspondenz des Schwäbischen Bundes Hauptmanns Ulrich Artzt von Augsburg)

Gewaltlosigkeit.
Ansprache von Ulrich Schmid an den Schwäbischen Bund im Ried (aus dem Bericht Joh. Keßler)
"Herr Bürgermeister, gnädige, liebe Herren usw. Das wolle Gott nicht! Vielmehr ist diese Versammlung, zu deren Obersten ich erbeten bin, gar nicht der Absicht und des Willens, uns, die wir wenige sind, in Aufruhr und Gewalttätigkeit mit euch, unseren Herren, einzulassen. Denn dass wir Waffen und Harnisch jetzt in letzter Zeit bei uns führen, geschieht nicht in der Absicht, sie zu benutzen und zu gebrauchen, sondern allein darum, dass, wenn uns diese Vereinigung böse ausgelegt werden und man uns alsdann, ohne den Gründen unseres Vorhabens nachzugehen, wehrlos abwürgen wollte, wir damit unser Leben erhalten und uns verteidigen könnten.

Göttlichen Recht.
Bericht des Johannes Keßler
Daraufhin fragte Ulrich Schmid: was für ein Recht sie (der Schwäbische Bund) denn ihnen vorzuschlagen hätten .Antworteten sie: das des Kammergerichts. Und sie fragten ihrerseits : welches Recht er denn begehre.Antwortete Ulrich : das göttlichr Recht,das jedem Stand sagt, was zu tun und zu lassen ihm gebührt. Erwiderten die Herren mit spöttischen Worten: "Lieber Ulrich, du fragst nach dem göttlichen Rechte. Sag an, wer wird solches Recht sprechen? Gott wird sich ja nicht beeilen, vom Himmel herabzukommen und uns eine Rechtstagung anzusetzen." Antwortet Ulrich: "Liebe Herren, es ist mir in meiner Einfältigkeit schwer, in der Eile Richter oder Rechtskünstler euch anzuzeigen; aber ich will es tun: ungefähr drei Wochen will ich mir als Frist setzen, in welchen ich alle Priester aller Kirchspiele ermahnen will, gemeiniglich zu Gott zu beten, dass er uns gelehrte, fromme Männer, die diese Streitsache nach Inhalt göttlicher Schrift zu beurteilen und zu entscheiden wissen, anzeigen und verordnen wollte." Das gaben die Vertreter der Herren bereitwillig zu mit Erbietung, gleichermaßen in gemeinschaftlichem Gebet auf die Erwählung gelehrter Männer fleißig bedacht zu sein.

nach Memmingen
Bericht des Johannes Keßler
Damals ist Ulrich Schmid, dem niemand seine Bürde tragen half, gen Memmingen gegangen, voll guter Zuversicht, er werde da Personen finden, die ihm bei seinem Vorhaben mit Hilfe und Rat zur Seite stehen würden.

Entstehung der Stadt Ehingen
Der Baltringer Haufen an die Stadt Ehingen Viel Heil, Friede und starken Glauben in Christus. Ehrsame und weise, liebe Herren und Brüder in Christus. Wir teilen euch hiermit mit, dass wir am Fasnachts-Montag eine christliche Versammlung hatten und dabei einhellig beschlossen, allein zu handeln nach dem göttlichen Wort, das uns gelehrte, christliche Männer erklären und lehren sollen. Was uns das göttliche Wort nimmt und gibt, dabei wollen wir allezeit gerne bleiben und uns unterordnen. Nachdem wir aber viele Feinde haben, die gegenüber dem göttlichen Wort Widerstand leisten, möchten wir von euch, unseren wohlgesonnen Herren, wissen, ob ihr uns hilfreich und mit Rat zur Seite steht. Wir erwarten von euch, unseren wohlgesonnene Herren, eine Antwort. Seit der Gnade Christi empfohlen.
Fasnacht, anno 25
Vom christlichen Haufen, der versammelt im Ried bei Baltringen

Feldschreiber des Baltringer Haufens gewonnen
Da ist ihm (Ulrich Schmid) vorgeschlagen Sebastian Lotzer, ein Kürschner, als eine in der Schrift bewanderte und in solchen Dingen erfahrene Person. Als er aber darum angegangen worden, hat er dem Ulrich seine Bitte alsbald abgeschlagen mit den Worten: "Lieber Ulrich, dir ist wohl bekannt, über was für ein gewaltiges Heer du Oberster bist. Darum tun die besonders geschickte und gelehrte Männer not. Nun bin ich ein einfacher und gewöhnlicher Handwerksgeselle, habe mich an keinem Hofe und in keiner Kanzlei je geübt, ja bin nicht einmal eines Notars Helfer gewesen. Darum ist die angesichts der Wichtigkeit deines Handels mit mir nicht gedient." Schließlich aber, als er keine Ausflüchte mehr machen konnte, hat er eingewilligt.

Erste Tagung des Bauernparlaments
Da nun Ulrich glaubte, jetzt mit einem guten und geschickten Schreiber versehen zu sein, ließ er eine Tagung gen Memmingen festsetzen, dort dem Handel zu beratschlagen.
In jenen Tagen fingen auch die Bauern am See und im Allgäu an, sich zu empören, und am 5.März versammelten sie sich aus dem Mindel- und Illertal bei Waldsee mit großer Macht. Diese schickten auch ihre Bevollmächtigten auf die angesetzt Tagung gen Memmingen, des Willens und Vorhabens, sich mit Leib und Gut mit dem Baltringer Haufen zu vereinigen.

Foto Kramerzunfthaus

Vertreter des Baltringer Haufens:

kontroverser Debatte
Als man zu Memmingen in der Kramerstuben Platz genommen hatte, machte Ulrich Schmid seine Meinung sogleich dahin geltend, er wolle nur das erstreben, was Gottes Wort erweise; seinem Inhalt gemäß wolle er leben, ihm nachkommen und nicht weiter drängen. An solcher Rede fanden etliche, und zwar besonders die See- und Allgäuer Bauern, wenig Gefallen, hielten vielmehr nicht für besser, als nun tapfer mit dem Schwerte dreinzuschlagen. Ob so ungestümer Leidenschaft sind beide, der Oberste und Sebastian, der Feldschreiber, höchlich betrübt gewesen ... Dabei sagten sie: wenn man nicht nach der Entscheidung des göttlichen Rechtes, sondern mit Gewalt vorgehen würde, wollte sie nicht weiter auf sich nehmen, sondern zurücktreten und wieder heimziehen.
So kam man mit der Vereinbarung nicht zu Rande. (...) Während des Abendessens aber schickten die genannten See- und Allgäuer Bauern, als sie ernstlicher über die Sache nachgedacht hatten, Boten an den Obersten und Schreiber, die melden sollten, dass sie ihre ursprünglichen Absichten gemäß mit Leib, Ehre und Gut sich ihnen anschließen wollten. Darauf reichten sie einander die Hände und wünschten einander Glück und Heil dazu. Nach solcher Vereinbarung setzten sie einhellig die Artikel schriftlich auf.

Bundesordnung
Aus der Bundesordnung der Christlichen Vereinigung
(Übertragung nach Franz 1963 ,S.195 ff)
Handlung und Artikel, die am Dienstag nach Invocait (erster Fastensonntag) beschlossen wurden von allen Räten der Haufen, die sich zu einander verpflichtet haben im Namen der heiligen, unzerteilten Dreieinigkeit.
Dem allmächtigen, ewigen Gott zu Lob und Ehre und zur Erhöhung des Heiligen Evangeliums und göttlichen Wortes, auch zu Beistand der Gerechtigkeit und des göttlichen Rechts ist die christliche Vereinigung und Bündnis geschlossen worden ...
Erstens erbietet sich die ehrsame Landschaft (= Vertretung der Untertanen) diese christliche Vereinigung, dass sie sich allem, was man geistlicher oder weltlicher Obrigkeit aus göttlichem Recht zu tun schuldig sei, keineswegs widersetzen werde, sondern das gehorsam eingehen wolle.
Weitere Punkte:

Landesordnung
Aus der Landesordnung der oberschwäbischen Bauern
(Übertragung nach Franz 1963, S. 198- 200)
Die christliche Vereinigung ist in drei Abteilungen untergliedert, und zwar so: Eine Abteilung oder Quartier heißt Baltringen, die andere Abteilung sind die Bodenseer und die dritte die Allgäuer...
Es sollen von jedem Haufen dieser Vereinigung ein Oberst und vier Räte bestimmt (gewählt) und abgesandt werden. Diese sollen die Vollmacht haben, zusammen mit anderen Räten und Obersten zu verhandeln, wie es notwendig ist, damit nicht immer die gesamte Gemeinde (Bauernversammlung) zusammentreten muss...
Nachdem die vorgenannten drei Teile sich als Haufen geordnet haben, so sollen in jedem Haufen ein Oberst und vier Räte bestimmt werden...
Was die Obersten, Unteroberen, Räte und das Regiment vornehmen, schaffen, befehlen und handeln, dem soll der gemeine Mann in christlicher Treue gehorsam sein...
Es sollen Gericht und Recht (im Sinne von Strafrecht und Zivilrecht) wie bisher ihre Geltung behalten...
Wenn eine Abteilung (ein Haufen) angegriffen wird, und sie der Hilfe der anderen bedarf, so sollen die beiden anderen auf das erste Hilfeersuchen jeden zehnten Mann, auf das zweite Hilfeersuchen jeden sechsten Mann und auf das dritte jeden vierten Mann schicken...
Es ist der Räte besondere, freundschaftliche Bitte, dass jedermann handle, und zwar so, dass der Reiche nicht meine, der Arme solle ebensoviel leisten (zahlen) wie der Reiche...
Wenn im Gebiet der Vereinigung Schlösser (Burgen) liegen, die der Vereinigung nicht angehören, so sollen deren Besitzer freundlich ermahnt werden, ihr Schloss nur mit dem notwendigen Proviant zu versehen, aber sie nicht mit Geschützen oder Bewaffneten, die der Vereinigung nicht angehören, zu besetzen...
Unziemliches Spiel (Glücksspiel), Gotteslästerung und Zutrinken ist verboten. Wer sich nicht daran hält, wird bestraft...
Wenn zwei oder mehr Streit bekommen, dann sollen die anderen Frieden stiften. Und wenn man mindestens dreimal Friede gerufen hat, und er wird nicht gehalten, dann sollen Leben und Gut (der Streitenden) verfallen sein....
Wenn man irgendwo ein Lager aufgeschlagen hat, dann verlasse es keiner bei Ehre und Eid. Und wenn es zum Kampf käme, es sei bei Tag oder Nacht, und jemand wollte nicht in seine Ordnung, denselben soll der Waibel gewaltsam ... dazu zwingen...

Zwölf Artikel.
c) Auszüge aus der Vorrede und dem Schluss der Zwölf Artikel
Dem christlichen Leser Friede und Gnade Gottes durch Christus. Es gibt viele Antichristen, die wegen der versammelten Bauernschaft Anlass nehmen, das Evangelium zu schmähen, indem sie sagen, das seien die Früchte des neuen Evangeliums: niemand gehorsam sein, an allen Orten sich empören und aufbäumen, mit großer Gewalt zusammenlaufen und sich rotten, geistliche und weltliche Obrigkeit zu reformieren, auszurotten, ja vielleicht gar zu erschlagen. Allen diesen gottlosen, freventlichen Urteilen antworten die nachfolgenden Artikel....
Zum ersten ist nicht das Evangelium die Ursache der Empörung oder des Aufruhrs, weil es eine Rede von Christus dem verheißenen Messias ist, dessen Wort und Leben nichts als Liebe, Friede, Geduld, und Einigkeit lehrt, so dass alle, die diesem Christus glauben, lieblich, friedlich, geduldig und einig werden, wie denn der Grund aller Artikel der Bauern darauf gerichtet ist (wie denn klar gesehen wird), das Evangelium zu hören und ihm gemäß zu leben. Wie können dann die Antichristen das Evangelium die Ursache der Empörung und des Ungehorsams nennen? ...
Zum anderen folgt daraus klar und deutlich, dass die Bauern, die in ihren Artikeln solches Evangelium zur Lehre und zum Leben begehren, nicht ungehorsam und aufrührerisch genannt werden können. Für den Fall aber, dass Gott die Bauern erhören will, wer will den Willen Gottes tadeln? Wer will in sein Gericht greifen? Ja, wer will seiner Majestät widerstreben? Hat er die Kinder Israels erhört, die zu ihm schrieen, und aus der Hand des Pharao befreit, kann er nicht auch heute noch die Seinen erretten? Ja, er wird sie erretten! Und in Kürze! ....
Zum zwölften ist unser Entschluss und unsere endgültige Meinung:
Wenn einer oder mehrere dieser Artikel dem Wort Gottes nicht gemäß sein sollten - was wir nicht glauben - und wenn man uns anhand von Gottes Wort zeigt, dass sie uns unziemlich sind, so wollen wir davon abstehen ... Wenn nachträglich herausstellen sollte, dass einige Artikel, die man uns jetzt zulässt, unrecht sind, so sollen sie von Stund an tot und abgeschafft sein ...

Christlichen Vereinigung
In Ihrem Schreiben versichern die Bauern, dass sich ihre Zusammenschluss gegen niemand richtet und dass sie keine Gewalt anwenden wollen. Sie bitten der Bund möge mit ihnen verhandeln, sie nach Gottes Wort und göttlichem Recht schützen und ebenfalls keine Gewalt gebrauchen.
Anrede: Erwirdige, wolgeborenen, edlen, gestrengen, hochgelerten, vesten, fursichtigen und weysen gnedigen herren und gunstigen.
Unterschrift: E(wer) g(naden) underthänigen,außschusz und gesanten gemayner landschaft von den hufen vom Algöw, Bodenseer und Baltringer zw Memingen versamelt.

1. Richterlisten:
Erzherzog Ferdinand von Österreich
Herzog Friedrich von Sachsen
Luther
Philipp Melanchthon
Bugenhagen
Osiander
Schleupner
sowie christliche Lehrer der Städte Nürnberg, Straßburg, Zürich und Lindau.

2. Richterlisten:
Gordion Seuter, Bürgermeister von Kempten
Heinrich Besserer, Bürgermeister von Ravensburg
Ausschuss des Memminger Rates samt Bürgermeister
Christoph Schappeler, Prediger im Memmingen
Richter auf Vorschlag des Bodensee-Haufens: Bürgermeister von Konstanz und Lindau, ferner Zunftmeister Zöller aus Konstanz und Hans Bodenmair aus Lindau.
Richter auf Vorschlag des Baltringer Haufens: Bürgermeister aus Riedlingen, Saulgau und Kaufbeuren; ferner die Theologen Hans Zwick (Riedlingen) und Bartolome aus Biberach; vier weitere Personen.
Richter auf Vorschlag des Allgäuer Haufens: Bürgermeister aus Kempten, Leutkirch, Isny, Reutte; ferner Zunftneister Haistain aus Kempten, Stadtschreiber von Isny, Amann Welser von Rankweil und Amann Erhard aus dem Bregenzer Wald.

Sechs Abgeordnete
Hans Jakob Humpis, Senftenau
Sebastian Stoppel, Argo
Ulrich Schmid
Christian Mader
Albrecht Beck, Ay
Jörg Knopf

Hardliner mit Leonhard Eck
a) Aus den Briefen des Kanzlers Dr.Leonhard Eck an Herzog Ludwig von Bayern
(Franz, Quellen,S.151 f)
11.2.1525 Und die Empörung aller Bauern im Hegau, Breisgau, Schwarzwald und hier unten kommt von den lutherischen Pfaffen, welche die Bauern bei sich haben. Die Bauern lassen diese in einem fort predigen, solange sie Luft bekommen und lassen sie für ihre Ziele werben und predigen. Alle sprechen von Evangelischer Freiheit, brüderlicher Liebe und ihrer Notlage und fordern unter anderem, dass Fische und Wildbret frei sein sollten und behaupten, dass die Fürsten dies durch ihre Tyrannei an sich gebracht hätten. Ich glaube auch wohl, dass viele Städte dieser Empörung wohl geneigt sind, wenn sie dabei nichts für ihre eigenen Güter auf dem Land befürchten müssen.
12.2. 1525 Ich weiß Euer Fürstlichen Gnaden nichts anderes zu melden, als dass die Bauern sich mehren ...die Adeligen, denen die Bauern gehören, sind alte Weiber und fürchten um ihre Häuser. Keiner traut sich, etwas zu unternehmen. Ich bin der Meinung, man sollte den Hauptmann (Ulrich Schmid) suchen, ihn mit zehn Reitern fangen und einsperren...Das Vorhaben der Bauern ist, weder Rente noch Zinsen zu zahlen, auch sollen Fischwasser, Wildbret und Holz allen gemeinsam gehören, und was sie sonst noch für beschwerliche Artikel haben ...
15.2. 1525 Ich kann es nicht anders sehen und merken, als dass dieser Handel zur Unterdrückung der Fürsten und des Adels vorgenommen wird und letztlich seinen Ursprung in den lutherischen Lehren hat, denn größtenteils beziehen die Bauern ihre Begehren auf das Gotteswort, Evangelium und die brüderliche Liebe... 2.3.1525 Die Bauern mehren sich von Tag zu Tag und haben an etliche Städte Briefe geschrieben, darunter auch an Ulm .Indem ist eine große Spaltung in den Städten. Die lutherischen wenn sie arm sind, geben den Bauern Recht. Die Reichen aber, lutherische wie nicht lutherische, geben den Bauern Unrecht. In summa, der Handel ist beschwerlich...
7.3.1525 Die Bauern oberhalb von Ulm, im Bregenzer Wald, in der Landvogtei Schwaben und am Bodensee sind alle vom Teufel besessen, und es wird damit jeden Tag schlimmer und besorgniserregender. Sie nennen sich den christlichen Haufen und haben doch nichts Christliches vor, sondern wollen sich gegen ihre Herren auflehnen und ihnen ihr Eigentum nehmen. Bei ihnen herrschen seltsame und vielerlei Ansichten, aber sie haben einen großen Zulauf. Ich und andere haben große Sorgen wegen einiger Städte. Aber dies muss streng geheim behandelt werden.
13.4.1525 Ich habe bisher nichts erschreckenderes gefunden als diese unerhörte Kleinmütigkeit aller Oberen.Wo man sich auch nur ein wenig zur Wehr stellt, haben die Bauern nichts erobert ...Deshalb ist in dieser Sache der größte Krieg, die Obrigkeit zu einem mannhaften Handeln zu bringen; dann ist die Bauernschaft am Ende.

Niederbrennen des Klosters Schemmerberg
Bericht des P. Amandus Scheffer über die Niederbrennung des Salemschen Schlosses Schemmerberg
(Franz,Quellen,S.205)
Auf Lätare, am 26.März [1525], haben die Bauern den ersten Angriff getan und sind zu Schemmerberg ins Schloss eingefallen und haben alle Öfen, Fenster, Türen, Läden und Tröge zerschlagen. Und was aus Eisen gewesen ist, haben sie alles abgebrochen und keinen Nagel an der Wand gelassen. Und was sie an Kleidung, Betten (wiewohl es nicht viel war) gefunden haben, haben sie alles hinausgetragen und geplündert; desgleichen Korn, Hafer, Gerste und viel Mehl, auch fünf Hakenbüchsen, das alles hinausgeführt. Und zuletzt haben sie das Schloss angezündet und es verbrennen wollen. Aber die Hintersassen zu Schemmerberg haben das Feuer wieder gelöscht, da sie Sorge hatten, das Dorf würde davon angezündet werden und verbrennen.

Bericht des P. Amandus Scheffer von der Plünderung in Äpfingen
Desgleichen haben die Bauern in Äpfingen unseren Stadel aufgebrochen und 3000 Roggengarben, die ungedroschen waren, daraus genommen und verteilt, jedem Haus einen Teil .Auch haben die von Äpfingen den Dorfweiher der dem Kloster Salem gehörte, ablaufen lassen, die Fische alle herausgenommen und jedem Haus einen Teil gegeben.

Kloster Heggbach
b) Überfall auf Heggbach
(Bericht der Heggbacher Nonne, Franz,Quellen S.142)
Da wir zu Oculi [19.März] wieder anfingen, die Sakramente zu gebrauchen, da war der böse Feind aber strenger als zuvor, und am Montag nach Lätare [27.März] und am Dienstag kamen etliche unserer Bauern, führten das Getreide weg und sagten, es gehöre ihnen und wir sollten es ihnen ruhig gönnen. Auch kamen böse Weiber und machten unseren Frauen den Vorwurf, sie hätten den Schwäbischen Bund gegen ihre Männer gerufen und wenn man ihre Männer töte, so kämen sie ins Kloster, um ihnen die Augen auszukratzen und sie (die Schwestern) müssen hinaus, die Kühe melken, schlechte Kleidung tragen, sie, die Bauersfrauen kämen herein ins Kloster und würden deren Pelz tragen. Und man würde uns in den gemeinen Haufen treiben und das Gewand über dem Kopf zusammenbinden. Und wir sollten auch Kinder haben und uns Wehen geschehen lassen wie sie.
...Ulrich sagte, es tue ihm von Herzen leid, aber die Bauern hörten nicht mehr auf ihn und hätten angefangen, gegen das Kloster zu ziehen. Der Hofmeister sagte, man sollte sie zum Umkehren überreden. Tatsächlich kehrten sie wieder um, und der Hofmeister ritt zum Haufen, und neben Ulrich Schmid forderte der Hofmeister die Bauern dazu auf, von ihrer Absicht abzulassen, was nütze es ihnen, wenn sie das Kloster verbrannten, sie müssten für den Wiederaufbau selber aufkommen, das würde auch Unschuldige treffen... Auch Ulrich Schmid bat darum, vom Verbrennen und der Vertreibung des Konvents Abstand zu nehmen.

Wirt aus Griesingen
Joh.Keßlers Bericht über den Beginn der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Bauern und dem Schwäbischen Bund
Bis hierher ging es friedlich und freundlich zu. Bisher wurde nicht gefrevelt, sondern Vorschläge gemacht und um das Recht verhandelt. Da hat sich der Fürst allen Unfriedens, der Teufel, eingemischt in der Hoffnung, diese gefährliche Sache in seinem Sinne und zu seinem Vorteil zu beeinflussen.
Während der Schwäbische Bund in Ulm und die Obersten der Bauern in Memmingen über die Zwölf Artikel und die Rechtsprechung verhandelten, sind die See- und Allgäuer Bauern bei Laupheim zusammengetreten, um gerüstet zu sein, falls die Herrschaft sie überfallen würde. Da hat sich folgendes zugetragen: Der Wirt von Griesingen, ein alter ehrsamer Mann, ritt, von Memmingen kommend, heimwärts. Etliche Adelige und Räte des Schwäbischen Bundes, die sich in einem Wäldchen zusammengerottet haben, riefen ihn an und fragten, wohin er reite. Er aber ist weitergeritten und gab nur eine kurze Antwort, denn er fürchtete sie. Als er ihnen den Rücken zuwandte, da durchdrang ihn ein von einer Armbrust abgeschossener gewaltiger Pfeil und nahm ihm sein Leben. Ein großes Blutvergießen.
Von diesem Mord hörte der bei Laupheim versammelte Haufen - und der, der den Mord begann, war Schlossherr von Laupheim. Dieser 8000 Mann starke Haufen geriet in große Wut und sie fielen in das Schloss des Edelmanns in Laupheim ein, plünderten es und brannten es nieder. Dies erfuhr sogleich der Schwäbische Bund: Siehe, die Bauern brennen nieder - nichts als auf mit Macht und was einem Bauern gleichsieht wird erwürgt und erstochen. Da wurde von beiden Seiten wenig geschont, sondern jeder Teil hat nach Herzen gewütet und getobt. Die Herrschaften plünderten und verbrannten die Dörfer und erwürgten die Bauern,die ihnen begegneten. Die Bauern hausten in Klöstern und Schlösser, dass die Herrschaft fürchtete, Adel, Herrschaft und Geistlichkeit müssten zugrunde gehen.

Schlacht bei Leipheim
Bericht des Schreibers von Georg Truchseß von Waldburg
(Baumann,Quellen,S.550-554)
Die Bauern standen etwa 4000 Mann stark bei Bühl an einem Wäldchen auf einer Anhöhe in einer vorteilhaften Stellung, denn auf der einen Seite hatten sie den Wald, auf der anderen ein Wasser ...; vorn war ein Moor, hinten hatten sie ihre Wagen herangezogen. Sie stellten sich ganz meisterlich, als ob sie bleiben wollten, schossen ernstlich auf die Reiter und zogen dadurch die anderen Reiter und Haufen heran.
Als die Bauern das Heer des Bundes sahen, wollten sie nach hinten zu den anderen , die ihnen zu Hilfe kommen sollten und noch in den beiden Städtchen Leipheim und Günzburg lagen, wodurch eine Fluchtbewegung entstand.
Nun konnten die Bündischen sie nicht direkt angreifen wegen des Moors, das - wie gesagt - zwischen ihnen war, und als sie das umgehen wollten, sahen sie einen neuen Haufen vor sich. Den griff der Truchsess samt der Vorhut an; die stellten sich zur Wehr, aber nicht länger als bis zum Zusammentreffen, dann ergriffen sie die Flucht. Noch waren die anderen, die zuerst geflohen waren, seitlich hinter der Vorhut, mit der Absicht, in die Stadt Leipheim zu kommen. Das sah der Truchsess, der die Örtlichkeit gut kannte, schrie den Knechten zu, die vor ihm rannten, sich zu dem steinernen Kreuzbild zu wenden. Damit schnitten sie die Bauern von der Stadt ab und erstachen viele von ihnen. Also flohen die Bauern zum Teil zurück den anderen Reitern in die Hände - die wurden alle erstochen -, eine große Zahl von ihnen , die an die Donau liefen, fielen in das Wasser wie die Schweine und ertranken zum größten Teil .Nun lag gegenüber von Leipheim das Kloster Elchingen, und was dort den Hessen entronnen war, floh auf Leipheim zu, und was von Leipheim über die Donau schwamm, fiel den Hessen in die Hände, und so wurden an die 4000 Bauern erstochen und ertränkt

Aus der Donauwörther Chronik des Johannes Knebel, 1528
Da wurden mehr als 1300 von ihnen erstochen und ertränkt und viele gefangen genommen, dann die Rädelsführer vor das Städtlein hinausgeführt und ihnen der Kopf abgeschlagen. Das selbe geschah auch dem Prediger, der der erste gewesen war. Danach wurden Günzburg und Leipheim gebrandschatzt und denen von Leipheim die Stadttore ausgehängt und alle bürgerliche Freiheit bis auf besondere Weisung Seiner Königlichen Majestät aufgehoben.